Die Zeiten des Zarten, des allzu Fragilen sind vorbei. Begriffe wie "neo victorian" oder
"Hitchcock's female heroine" beschreiben die Sehnsucht nach einer neuen Stärke. Selbstbewusstsein
definiert sich in Kombination mit neuem Werteverständnis und Nachhaltigkeit. Bewusst wird die
Zukunft aus der Vergangenheit generiert und die Archive der Geschichte dienen als Inspirationsquelle.
Die zentrale Aussage für die Wintersaison 2010/11 bewegt sich zwischen "Neuer Natürlichkeit"
und "Innovativer Eleganz".
Rustikale Tendenzen: die Sehnsucht nach der Natur zeigt sich in voluminösen Strickteilen - Cardigans, Pullover
und Schals. Jacken mit Country Style Appeal und Jodhpurhosen in Wolle, Leder und Cord. Mäntel kommen mit
geradliniger Schulter und in innovativen kernigen Wollstoffen.
Glam - Rock: eine Ode in dunklen Farben, Pailletten und Nieten als dekorative Elemente,
viel Leder und glanzbeschichtete Materialien.
Neue Eleganz: die "Balmain Schulter" sorgt für eine Erneuerung der Silhouetten und beeinflusst
nicht nur die neuen Blazer, sondern wird auch bei Kleidern und selbst bei Strick umgesetzt.
Die Layering Silhouette aus superschmalen Hosen sowie Leggins in Kombination mit längeren,
teils schmalen oder kastigen Oberteilen dominiert weiterhin die Looks.
Bei den Materialien stehen Strick und Leder an erster Stelle. Wolle, gebürstet, gewalkt oder mit
velouriger Oberfläche variiert zwischen clean und kernig. Jerseys in grosser Bandbreite von schwer
bis ultraleicht. Denim ist weiterhin omnipräsent - von "used" bis "raw" ist jede Spielart erlaubt.
Nylon mit Glanz in Kombination zu langhaarigen Fellen, Grobstrick in Kombination zu Glanzleder -
der neue Look kommt auch durch neuartige Kombinationen. Vintage bleibt unverzichtbar - wobei die
Effekte subtiler werden und mehr über Farbgebung denn über Zerstörung kommen: Tip dye an Nahtstellen,
sowie Patina - Überfärbungen geben den Materialien das gewisse Etwas.
Die Farben variieren zwischen "herbstlich naturverbunden" und einer "Faszination am Übermorgen".
Natürliche Braunnuancen stehen im Mittelpunkt. Gleichberechtigt dazu kommen luxuriöse Darks sowie
spannungsreiche neue "Pop Up" Farben. Neu erstarken soft glänzende Behandlungen sowie Metallisees.
Diese Glanzlichter wirken speziell in Kombination mit Schwarz und einer großen Bandbreite von Neutrais faszinierend neu.
Die vier Trendthemen für Herbst/Winter 2010 bieten Innovation sowie modernisierte Tradition und offenbaren
das Bedürfnis nach einer neuen Natürlichkeit: Country Drifters - Hyper Reality - Into the Pure - Twisted Nobility
Farbthemen Winter 2010-11
Vagabonds
traditionell, natürlich, vintage
Die Kraft und Schönheit der Natur. Eine Wanderschaft durch die kanadischen Wälder.
Die ethnischen Stämme Nordamerikas, Trapper, Waldläufer und die Geborgenheit einer
Holzhütte. Heritage und Vintage sind die Schlüsselwörter dieses Farbthemas. Dunkel,
sattes Kastanienbraun. Gedämpfte Herbstlaubtöne treffen auf Sand und Erdbraun. Warmes
Olivgrün in Kombination mit urbanem Nebelgrau und NachthimmelBlau. Senf und Rosttöne
runden diese Farbwelt sanft ab.
Pictomania
spielerisch, optimistisch, urban
Eine intergalaktische Farbwelt aus dem Hier und Jetzt. Individualität und Optimismus
prägen diese Farbstory, die Pop Up Farben mit luxuriösen Dark's verbindet. Urbane
Leuchtsignale sorgen für Frische, Sportivität und Bewegung. Strahlendes Blau steht
neben Magenta und Phantomschwarz. Lichtes Gletschergrau und mattes RoyalPurple neben
authentisch warmem SequoiaBraun. Akzente setzen Käfergrün und dunkles Tannengrün.
Puritan
monochrom, soft, zurückhaltend
Ein Farbthema, das die Eleganz der 40er Jahre mit Essentiellem vereint. Das
weitgehende Ausblenden von "Bunt-farben" erzeugt eine Rückbesinnung auf das Wesentliche.
Farben von elegantem Purismus: Weiche Cameltöne verbinden sich mit Graunuancen zu
einer ruhigen, rauchig zarten Basis. Leicht pudrige Nudetöne sorgen für Finesse.
Tiefes Karminrot erzeugt in Kombination mit dunklem Schattenblau Dynamik und eine edle Tiefe.
Voguing
expressiv, nobel,sinnlich
Die Farbwelt einer ex-pressiven, noblen Haltung. Glamour trifft auf Innovation und
wird neu inszeniert. Spannend sinnliche Winterdarks mit geheimnisvollem Schimmer:
PhantonSchwarz, Smaragd-Grün und SamtBlau verbinden sich mit dunklem Kupfer, gealtertem
Bronze und tiefstem Mahagoni. Wilde Anemone und dunkle Pflaume bringen Modernität.
Trendthemen Winter 2010
Country Drifters
Vintage, Authentizität und modernisierte Tradition. Die Sehnsucht nach einem Leben im
Einklang mit der Natur. Nachhaltigkeit, die Notwendigkeit der Verbindung von Modernität
mit sozialem und ökologischem Bewusstsein, bleibt weiterhin ein Motor für Innovationen.
Der Look drückt die Sehnsucht nach dem Echten, dem Lebendigen und Unverfälschten aus.
Bags
Ein ehrlich - rustikales Lederthema. Unregelmäßige Farbaufträge sowie gebürstete Oberflächen
stehen neben velourigen und geölten Behandlungen. Vegetabile Gerbungen neben softem Schimmer
auf gealtert wirkenden Ledern. Denim und Canvas ergänzen die Leder, und setzen den Vintage
Look in Szene. Kompakte, fast eckige Schultertaschen erhalten ihre Ausstrahlung durch stark
genarbte Strukturen. Partiell aufgebrochene Oberflächen stehen im Kontrast zu klaren
Formgebungen bei Shoppern, übergroßen Beuteln und Miniaturtaschen. Velours- und Rauhleder
wird spannend mit Glattleder oder Fellaspekten kombiniert und kommt bei Jagdbeuteln und
Multifunktionstaschen zum Einsatz. Beutel-formen und die neue grossformatige "Mailman"
Tasche stehen im Mittelpunkt. Einflüsse aus dem Jagd- und Armeebereich wie Schiaufendurchzüge,
Metallringe und volumige Aussentaschen bringen Sportivität. Fell wird wichtig: als dekorativ
wärmender Taschenabschluss bei Nylontaschen, als rustikale Schultertasche und Clutch im Countrylook.
Applikationen und bewegtes Patchwork sowie Mustermix sorgen für Spannung. Die neuen Karos bringen
Outdoor Feeling, werden teilweise mit Ethno Prints kombiniert. Ton-sur-Ton Patchwork sorgt für
eine gewisse Ruhe. Dekorative Elemente kommen meist über Flechtungen, Steppungen oder artisanale
Ledertechniken mit einer Ausnahme: Nieten. Diese präsentieren sich neu in "genagelter" Optik.
Die Metallteile wirken benutzt, werden geschwärzt und gealtert.
Hyper Reality
Eine spielerisch plakative Designsprache. Ein Färb- und Mustermix. Dieses Thema wird nicht
zwangsläufig von Outfits und Silhouetten definiert, sondern von der kontrastreichen Kombination
spannender Einzelteile.
Bags
Geometrische Formen stehen im Mittelpunkt - sie beeinflussen nicht nur die Konturen,
sondern erzeugen auch bei Schnittführung und Mustern neue Optiken. Clutches und
Miniaturtaschen in gegossen wirkenden Formen, überraschen durch hochtechnische
Verschlüsse und Metallteile. Irisierende Oberflächen wirken durch changierende
Farbspiele bewegt, so werden Klassiker wie die Bowling Bag futuristisch modern.
Beutelformen, Hobo's und Weekender werden durch neues Patchwork im Streifendessin
oder via Colourblock zu "Hyperrealen" Begleitern - immer leicht futuristisch, nie
Ethno. Rucksäcke sind mit ihren grossen Flächen der perfekte Playground für optische
Spielereien. Reissverschlüsse spiegeln den funktionalen Aspekt und sorgen für
erweiterbare Volumen. Sie kommen als Multizipper und dekoratives Element verstärkt
zum Einsatz. Inspiration kommt hier aus dem Outdoorbereich: wasserdichte Reissverschlüsse,
die mit ihren lackierten Bändchen als Eyecatcher füngieren. Leder wird mit Plastik oder
Nylon kombiniert. Plakativ und überdimensional werden Schleifen, Plastiknieten, und Falten
in Szene gesetzt. Tierzeichnungen werden abstrahiert und bekommen im Mix mit Dot's oder
kontrastierenden Farbflächen eine neue Wirkung.
Into the Pure
Ladylike trifft New Nostalgia - die Stilikonen der 40er Jahre werden zitiert.
Die "Balmain-Mania" verändert die Silhouetten der Schulterlinie und verleiht den
Looks eine unterkühlte Ästhetik.
Bags
Eine klare ruhige Formgebung, die Anleihen aus den Archiven der 40er und 50er Jahre
zeitgemäß interpretiert. Shopperformen verbinden sich mit Lady Bags und lassen einen
Zwitter aus Funktionalität und Eleganz entstehen. Klassiker der Taschengeschichte
werden genau studiert und durch veränderte Volumina erneuert.
Die Taschengrössen teilen sich in zwei Lager: entweder großformatig, mit funktionalen
Aspekten und luxuriöser Innen-aus-stattung, oder mit Reminiszenzen an die Vergangenheit,
kleinformatig oder sogar "en miniature".
Metallteile sind sehr zurückhaltend, mit einer Ausnahme: Schlösser ä la Paddington
kommen zu neuen Ehren - entweder mit Schließfunktion, als reines Zierelement oder
sogar als Zipp Puller. Daneben schlicht reduzierte Verschlüsse und Kantenabschlüsse.
Es sind subtile Details, die neue Akzente setzen. Geometrische Schnappverschlüsse
aus vollfarbigem Bakelit an Bügelverschlüssen, Aktenkofferschliessen auf Schultertaschen
und neue Griff- und Riemenbefestigungen.
Die Leder sind eher standhaft und wenig strukturiert. Im Vordergrund steht nicht
so sehr der dekorative Charakter der Leder, sondern Aspekte wie Zeitlosigkeit und
neue Eleganz. Klare Farbkontraste in geometrischer Formgebung sorgen für Spannung.
Streifen in tonalen Abstufungen bringen Schwung in die Retro Formen. Elegant, hochwertig, einzigartig.
Twisted Nobility
Grenzüberschreitend: eine imposante Mixtur von Couture und Casual. Dunkel, mysteriös und
mit noblem Glanz vereinen sich Rock Star Attribute und Glam Rock Allüre zur maximalen Coolness.
Bags
Rock Star Allüren auch bei den Taschen: Nieten solitär im Megaformat oder als Muster
in allen nur denkbaren Formen und Größen. Das Thema der genieteten "Studs & Stones"
ist noch längst nicht ausgereizt. Mega Clutches, kleinformatige Unterarm Taschen und
baguetteförmige Kettentaschen a la Chanel kommen gesteppt und in Kombination mit
Nietenbesatz. Großgliedrige Metall- oder Plastikketten geben klassischen Formen wie
Kelly Bag und Hobo einen rockigen Kick. Samt und velourige Oberflächen entspringen
dem Boudoir Trend.
Die Thematik Orient Express bringt Spitzenmuster und ausrasierte Felle ins Spiel.
Je dekorativer die Muster umso zurückhaltender sind die Taschenformen: kurzgriffige
Mega-Taschen, die an antike Reisetaschen erinnern, stehen gleichberechtigt neben
Shoppern und Hebammentaschen. Imposante Megabeutel kommen mit eindrucksvollen
Griffen und Schlössern - oft als Bügeltasche und mit leichter Patina. Die durchbrochenen,
ausgestanzten Oberflächen des Sommers werden in Metallisee weitergeführt. Bewegung
entsteht durch langhaarige Felle, Lederlayerings und nietenbeschlagene Fransen bei
quadratischen Schultertaschen, flachen Bügeltaschen und grossen Unterarmclutches.
Hochpolierte Reissverschlüsse, auch als dekoratives Element eingesetzt, sorgen für High-Lights.
|